A ls wir mit unserer Umstellung der Ernährung anfingen war es tatsächlich unsere allererste Frage, die wir uns gestellt hatten. Wir waren absolut ahnungslos und hatten nur eine sehr vage Vorstellung von der für uns neuen Ernährungsform. Wir haben viel Zeit investiert und haben viele verschiedene Quellen gelesen und uns schlau gemacht.
Die kurze Antwort: Hinter der veganen Rohkost verbirgt sich eine Ernährungsrichtung bei der die Menschen ausschließlich pflanzliche Nahrung zu sich nehmen und auf jegliche tierische Produkte verzichten. Zudem wird auf die Verarbeitung des Essens verzichtet und die Pflanzen werden roh in ihrem natürlichen Zustand verzehrt.
Klingt doch wirklich einfach für den Anfang. Das Grundverständnis ist somit festgelegt. Nun wird es Zeit sich der langen Antwort zu widmen. Denn die vegane Rohkost enthält sehr viele unterschiedliche Aspekte und Richtungen. Zudem haben viele Rohköstler ihr eigenes Verständnis von der gesunden Ernährung und definieren die vegane Rohkost für sich persönlich selbst. Manche ernähren sich nahezu ausschließlich von den Früchten, andere schwören auf die Keimlinge und Sprossen und für viele sind Nüsse, Hülsenfrüchte und Samen ein fester Bestandteil der Essensrationen. Hier muss man besonders am Anfang den Überblick behalten und nicht alles durcheinander probieren, um den Körper am Anfang nicht zu überfordern. Es gilt für sich selbst und im Einklang mit dem eigenen Körper aus dem breiten Palette der Rohkost das richtige zu finden.
Alle, die sich jetzt in diesem Moment fragen: “Ist es denn wirklich was für mich? Das hört sich ganz schön komplex an?”, können wir sofort beruhigen. Es kommt etwas komplizierter rüber, als es in Wirklichkeit ist. Hat man die Grundprinzipien einmal verinnerlicht, gestaltet sich das Verstehen von weiteren Zusammenhängen richtig einfach. Denn viele Menschen ernähren sich bereits nach den Prinzipien der veganen Rohkost ohne es wirklich zu bemerken. Du trinkst zum Beispiel ab und zu einen Smoothie zum Frühstück, hast einen Salat zum Mittag oder etwas Obst als Dessert. Die Rohkost begleitet uns somit schon länger durch den Alltag und ist den meisten bereits bewußt oder unbewußt geläufig.
Die Rohkostqualität ist wichtiger Leitgedanke im Rahmen des Umstiegs auf die vegane Rohkosternährung. Dabei werden verschiedene Konzepte in Gänze betrachtet, um entscheiden zu können ob das Lebensmittel sich für den Verzehr eignet.
Einer der wichtigsten Aspekte ist es akribisch darauf zu achten, dass die Lebensmittel keine Zusatzstoffe enthalten. Die heutige Lebensmittelindustrie greift sehr gerne zu diesen kleinen Tricks, um ihre Produkte länger frisch zu machen, schön aussehen zu lassen und schmackhafter zu gestalten. Die Liste an Zusatzstoffen ist schier unendlich und der Kreation sind keine Grenzen gesetzt. Die wichtigsten auf die man unbedingt achten sollte, sind Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Antioxidantien und Farbstoffe. All diese Chemikalien haben bei einer veganen Rohkosternährung absolut gar nichts verloren und sollten auf jeden Fall gemieden werden.
Der nächste wichtige Grundsatz ist der Verzicht auf jegliche Verarbeitung der Lebensmittel. Besonders wichtig ist dabei die magische Grenze von 43 °C. Die Rohkostqualität der Nahrung bleibt nur dann erhalten, wenn diese nicht über diese Grenze erhitzt werden. So kannst du sicherstellen, dass keine Vitamine und wichtige Mineralien zerstört werden. Es ist also essentiell wichtig darauf zu achten, dass nicht nur der letzte Verarbeitungsschritt diesen Punkt berücksichtigt sondern die gesamte Produktionskette von der Ernte über die Wasch- und Trocknungsvorgänge bis hin zur Desinfektion des Lebensmittels die Grenze einhält.
Nicht zuletzt ist die Sicherstellung der Bio Qualität der Nahrung von Bedeutung. Man sollte ganz genau darauf achten, dass die Lebensmittel beim Anbau ohne den Einsatz von Gentechnik ausgekommen sind. Die Verwendung von Pestiziden, Herbiziden und jeglichen chemischen und unnatürlichen Düngemitteln sollte ebenfalls gemieden werden. Im Idealfall sollten die Lebensmittel somit aus einer nachhaltigen Permakultur und/oder aus dem Wildwuchs stammen. So kannst du ganz sicher sein die beste Qualität auf deinem Teller zu haben.
Um die Rohkostqualität zu erreichen müssen also zwingend alle diese Punkte in Betracht gezogen werden und von dem jeweiligen Lebensmittel erfüllt werden. Erst dann hat man die optimale Qualität seiner Nahrung sichergestellt. Natürlich ist der hier beschriebene Fall idealtypisch und nicht einfach zu erreichen. In der Praxis sind solche Lebensmittel noch zum Teil sehr teuer in der Anschaffung und auf Dauer nicht für alle erschwinglich. Natürlich solltest du versuchen so nah wie möglich an das Optimum zu kommen. Wir empfehlen allerdings folgenden Grundsatz, den wir auch selbst im Alltag nutzen.
Als erstes achten wir beim Kauf der Lebensmittel, dass diese absolut keine Zusatzstoffe enthalten. Das ist unsere absolute Mindestanforderung von welcher wir niemals abweichen, denn wir möchten keine Gifte unserem Körper zuführen.
Im nächsten Schritt sortieren wir alle Lebensmittel aus, die thermisch bearbeitet wurden. Hierbei geht es primär um den großen Vorteil von der veganen Rohkost - Erhalt der natürlichen Vitamine und Mineralien. Diesen Punkt versuchen wir zu 80-90% zu erfüllen. Denn je stärker der Erhitzungs- und Verarbeitungsgrad der Lebensmittel, desto weniger gesunder Bestandteile sind enthalten. So ein Lebensmittel macht dann aus unserer Sicht keinen Sinn mehr und ist für die optimale Ernährung nicht empfehlenswert.
Im letzten Schritt achten wir dann auf die Bio Qualität. Das ist unserer sogenannte “Luxusstufe”. Hierbei streben wir 60% an und versuchen im gesunden Maße Lebensmittel in Bio Qualität zu bekommen. Dazu haben wir für uns Obst und Gemüse in 2 Gruppen unterteilt. Ausschließlich in Bio Qualität kaufen wir Äpfel, Sellerie, Kirschen, Gurken, Weintrauben, Paprika, Birnen, Pfirsiche, Nektarinen, Salat, Erdbeeren, Himbeeren und Spinat. Die zweite Gruppe an Obst und Gemüse hat eine deutlich reduzierte Konzentration an eingelagerten Toxinen, so dass diese Lebensmittel auch aus dem konventionellen Anbau verzehrt werden können. Dazu zählen wir Avocado, Bananen, Ananas, Papaya, Blaubeeren, Brokkoli, Kohl, Auberginen, Grapefruit, Kiwi, Mango, Melonen, Wassermelonen, Zwiebeln, Radieschen, Tomaten und Pflaumen.
Wenn man zum allerersten Mal von der Rohkost hört und dazu auch noch die vegane Ausrichtung in Betracht zieht, dann stellen sich viele sofort die Frage “Was kann man denn noch alles essen?”. Denn auf den ersten Blick werden viele bekannte und gewohnte Lebensmittel nicht mehr verzehrt. Wenn man sich allerdings mit der Thematik näher auseinandersetzt wird einem sofort klar, dass mit der veganen Rohkost eine sehr breite Palette an Lebensmitteln, Möglichkeiten und Abwechslung einem eröffnet wird. Man bedient sich an dem kompletten Regenbogen aus Obst und Gemüse. Einige Punkte muss man allerdings beachten, denn nicht alle Obst- und Gemüsesorten sind ohne Weiteres roh verzehrbar.
Auberginen gehören zu den Nachtschattengewächsen wie auch die Kartoffeln. Diese Pflanzenart enthält von Natur aus Solanin, eine schwach giftige chemische Verbindung, die zu Übelkeit, Magenbeschwerden sowie Durchfall führt. Die Reife der Aubergine spielt dabei die entscheidende Rolle. Denn Solanin kommt nur in den grünen Stellen einer noch unreifer Aubergine vor. Hat die Frucht ihre typische violette Farbe erreicht, so kann man bedenkenlos zugreifen, denn dann ist kein Solanin mehr vorhanden. Wir empfehlen jedoch die Aubergine vor dem Verzehr in dünne Scheiben (2-3 mm) zu schneiden, zu salzen und gut durchziehen zu lassen. Im Anschluss sollte man den Pflanzensaft samt den Bitterstoffen abgießen. Zusätzlich hat die Zubereitungsmethode den positiven Nebeneffekt, dass das Gemüse in der Konsistenz deutlich weicher wird.
Die Bohne ist ein weiteres Lebensmittel, welches roh nicht verzehrt werden sollte. Die Hülsenfrüchte enthalten Phasin, eine giftige Eiweißverbindung, die die roten Blutkörperchen miteinander verklebt und so den Sauerstofftransport deutlich hindert. Bei rohem Verzehr genügen bereits eine Handvoll Bohnen, um innerhalb von ein paar Stunden Vergiftungssymptome wie Erbrechen, Durchfall sowie Magenbeschwerden auszulösen. Eine Ausnahme stellt dabei die Ackerbohne dar, die auch als dicke Bohne bekannt ist. Diese Bohnenart enthält kein Phasin und kann, wenn sie jung ist, roh gegessen werden.
Die Kartoffel ist ein weiterer Vertreter von den Nachtschattengewächsen und wegen dem Solaningehalt nicht zum rohen Verzehr empfohlen werden kann. Übrigens auch grüne unreife Tomaten enthalten die giftige Verbindung und sollten daher gemieden werden. Die modernen Züchtungen der Kartoffeln wie auch schon bei der Aubergine enthalten sehr wenig Solanin. Um erste Vergiftungserscheinungen zu bekommen, müsste man ca. 3 Kilo rohen Kartoffeln verspeisen, was wohl keiner machen würde. Die Kartoffeln sind aber noch zusätzlich wegen der darin enthaltenen Stärke äußerst schwer verdaulich und auch nicht besonders schmackhaft.
Grundsätzlich sollte jede gesunde Ernährungsform 2 wichtige Kriterien erfüllen. Zum einen muss sie den Menschen mit allen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien versorgen, die der Körper braucht um seine Lebensfunktionen im vollen Umfang aufrechterhalten zu können. Zum anderen darf sie den Organismus nicht verunreinigen. Mit anderen Worten müssen bei so einer Ernährung die Reinigungsprozesse stärker ausgeprägt sein als die Verunreinigungsprozesse, damit die Toxine und Schlacke nicht im Körper gespeichert werden.
Nach dem Standpunkt der modernen Ernährungswissenschaften enthält die pflanzliche Rohkost nur eine ausgewählte Verfügbarkeit der wichtigen Nährstoffe, die nicht für die Aufrechterhaltung der wichtigen Funktionen des Organismus ausreicht. Da man ferner davon ausgeht, dass der menschliche Körper nicht in der Lage dazu ist diese essentiellen Nährstoffe selbst herzustellen, wird von allen Seiten in den Medien dazu geraten und gedrängt diese Stoffe mithilfe der tierischen Produkte zu sich zu nehmen. Alternativ sollte man aber wenigstens zu den Nahrungsergänzungsmitteln greifen, um die gefährlichen Mangelerscheinungen zu vermeiden.
In Wirklichkeit ist es allerdings so, dass der menschliche Organismus sehr wohl Mechanismen und Instrumente zur Synthese der Nährstoffe besitzt. Das Problem, was die modernen Menschen haben, liegt darin begründet, dass diese Mechanismen und Instrumente sich stark zurückgebildet haben, da keine Grundlage zu deren Funktion bestand. Würde diese Mechanismen nicht existieren, so könnte sich kein Mensch auf der Welt ausschließlich pflanzlich ernähren. Wenn man dieser Behauptung glauben schenkt, wie es die Medien und die Ernährungswissenschaften von uns erwarten, dann müsste man bei rund 20% der Bevölkerung in Indien so tun als würden sie nicht existieren. Denn das sind sage und schreibe rund 280 Millionen Menschen, die sich rein vegetarisch ernähren. Bestimmte Religionsgruppen in Indien, wie zum Beispiel die Jainas, ernähren sich vegetarisch und sogar vegan (manche Anhänger haben noch zusätzlich Milch und Milcherzeugnisse in ihrer Essensration enthalten), da der Genuss tierischer Nahrungsmittel aus Glaubensgründen verboten ist. Die Religion ist im 5/6 Jahrhundert vor Christus entstanden und zählt heute ungefähr 4,2 Millionen Anhänger in Indien.
Diese nicht von der Hand zu weisenden Tatsachen legen nahe, dass alle Nährstoffe, die lebensnotwendig für den menschlichen Organismus sind, nicht ausschließlich in den tierischen Produkten vorhanden sind. All die wichtigen Bestandteile, wofür die Menschen heutzutage tierische Produkte (Fleisch, Fisch, Milch und Milcherzeugnisse) konsumieren, können wir lernen selbstständig zu synthetisieren. Der Großteil dieser Synthese hängt von der Wiederherstellung einer gesunden und funktionierenden Darmflora und in einem geringen Umfang von der Ausgeprägtheit unserer eigenen Fähigkeit zur Synthese verschiedener Stoffe (überwiegend in der Leber) in dem Organismus. Entsprechend können beim richtigen Umgang mit der eigenen Ernährung alle diese Synthesefunktionen reaktiviert und deren Arbeit normalisiert werden, so dass der Mensch sich idealtypisch von der veganen Rohkost und im Speziellen von den Früchten ernähren kann.
An dieser Stelle sollten wir verdeutlichen, dass wir den Begriff “Früchte” etwas umfassender und weiter verstehen, als es für viele üblich ist. Der Begriff Frucht kommt ursprünglich aus dem Lateinischen fructus und bedeutet Frucht der Pflanze im biologischen Sinne. Also alles was aus einer Blüte hervorgeht, die Samen bis zur vollständigen Reife umschließt und zur Fortpflanzung dient. Unter dem Begriff “Gemüse” hingegen verstehen wir alles was die Pflanze für sich selbst und das eigene Leben bereithält: Stängel, Wurzeln und Blätter. Somit verstehen wir beispielsweise Tomaten, Gurken, Kürbisse als Frucht und Kohl, Radieschen, Salate als Gemüse.
Das Ziel unseres Weges zur optimalen und idealtypischen Ernährungsweise ist also das Befähigen des Körpers die Früchte vollständig verdauen zu können und einen Zustand zu erreichen, bei dem alle lebenswichtigen Nährstoffe allein aus dieser Nahrung bezogen werden können.
Der Verzehr der veganen Rohkost hat eine Vielzahl an Chancen und Vorteilen. Die wichtigsten und bedeutsamsten haben massive positive Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand des menschlichen Körpers.
Durch den Verzicht jeglicher (in erster Linie thermischer) Weiterverarbeitung der Lebensmittel werden die in den Pflanzen enthaltenen Makronährstoffe (Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate) sowie Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralien) in voller Konzentration erhalten und dem Körper zur Verfügung gestellt. So stellen wir sicher, dass unser Körper die bestmögliche Versorgung mit den lebensnotwendigen Elementen zur optimalen Aufrechterhalten seiner Lebensfunktion erhält. Denn bei der Zubereitung von Möhren zum Beispiel verlieren wir 75% vom Vitamin C, 70% vom Vitamin B1, 60% vom Vitamin B3 und 50% vom Vitamin B2. Entsprechend muss man im Fall von Vitamin C nur ¼ der Menge an rohen Möhren essen, um den gleichen Vitamingehalt dem Körper zur Verfügung zu stellen. Wer gar nicht auf die Weiterverarbeitung zu Beginn verzichten kann, sollte die Pflanzen dünsten, so werden die meisten Vitamine erhalten und man verliert nur einen Bruchteil davon im Vergleich zu den konventionellen Zubereitungsmethoden.
Ebenso wichtig wie die Nährstoffe sind auch die sekundären Pflanzenstoffe oder auch Phytamine, welche man bei einer veganen Rohkosternährung in einem deutlich größeren Umfang zu sich nimmt verglichen mit der traditionellen Ernährungsweise, denn man ernährt sich ja zu 100% von den Pflanzen. Diese Wunderwerke der Natur haben eine Vielzahl an positiven Wirkungen im menschlichen Körper und haben einen enormen Stellenwert bei einer gesunden Ernährung. Die positiven Einflüsse reichen dabei von der Förderung der Verdauung (Polyphenole in Gewürzen) über antioxidative (Flavonoide, Carotinoide), entzündungshemmende (Flavonoide) und antibakterielle (Phenolsäuren in Früchten, Sulfide) Wirkung bis hin zur immunmodulierenden (Carotinoide, Glucosinolate) und antikanzerogenen (Saponine, Monoterpene) Wirkung. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass ein vermehrter Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln eine starke präventive Wirkung hat.
Weiterer immenser Vorteil liegt darin begründet, dass die rohen Pflanzen Enzyme enthalten, die unseren körpereigenen Verdauungsprozess unterstützen und den Körper entlasten. Diese werden beim Verzehr der Lebensmittel freigesetzt und gelangen so in den Verdauungstrakt, wo sie helfen die Nahrung optimal zu präparieren sowie in einzelne Bausteine zu zerlegen und für die spätere Nährstoffaufnahme in den Blutkreislauf vorzubereiten (der Prozess wird auch als Autolyse bezeichnet). Durch die thermische Verarbeitung werden diese Enzyme in den Pflanzen zerstört, so muss der Körper die Ausschüttung eigener Enzyme und Fermente anregen, um das Essen verdauen zu können, was zu einem vermehrten Ressourcenverbrauch (übrigens einer der Gründe warum wir uns mittags nach dem Essen immer so müde fühlen) im Körper führt. Das hat unweigerlich zur Folge, dass das Verdauungssystem überlastet wird und die Nahrung nicht vollständig verdaut wird und unseren Körper unnötig verunreinigt.
Ballaststoffe gelten mittlerweile als ein sehr wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Darunter versteht man zum größten Teil unverdauliche Bestandteile der pflanzlichen Lebensmittel. Der Grund für diese Unverdaulichkeit ist das Fehlen von den notwendigen Enzymen beziehungsweise Transportproteinen im menschlichen Körper, um die Bindungen der Moleküle aufzulösen oder die aufgelösten Verbindungen zu der Darmschleimhaut zu transportieren. Trotz oder gerade wegen dieser Unverdaulichkeit haben die Ballaststoffe sehr wichtige Funktionen in unserem Körper.
Die ballaststoffreichen Lebensmittel regen das ausgiebige Kauen an, das Zahnfleisch wird massiert und gestrafft und die Zähne mechanisch gereinigt. Zudem steigert das ausgiebige Kauen die Speichelmenge, wodurch der Zahnschmelz remineralisiert wird. Im Magen dehnen sich die Ballaststoffe durch die Wasseraufnahme aus der Umgebung auf und vergrößern ihr Volumen, wodurch der Magen gedehnt wird und das Sättigungsgefühl früher eintritt. Zudem wird dadurch auch die Magenverweildauer der Nahrung gesteigert, was zu einer optimalen Vorbereitung der Nahrung für die Nährstoffaufnahme im Darm sorgt. Durch das größere Volumen des Nahrungsbreis kommt es im Darm zu einem größeren Druck auf die Darmwände, wodurch diese gereizt werden und die Peristaltik (Muskeltätigkeit des Darms) angeregt wird. Das hat zur Folge, dass sich der Darm besser von seinen Inhalten reinigen kann und so auch die früheren Schlacke und Ablagerungen gelöst und ausgeschieden werden können.
Zusätzlich bilden die Ballaststoffe die primäre Nahrungsquelle für unsere Darmflora. Sie helfen dabei eine gesunde Darmflora zu bilden und zu erhalten und tragen somit essentiell dazu bei die Synthesefähigkeit unseres Körpers wieder zu reaktivieren und uns so indirekt mit allen wichtigen Vitaminen und Spurenelementen zu versorgen. Ballaststoffreiche Nahrung reduziert zudem nachweislich das Risiko an den Zivilisationskrankheiten wie koronare Herzkrankheiten (reduziert das Risiko eines Herzinfarktes) und Diabetes zu erkranken. Erreicht wird es durch die cholesterinsenkende Wirkung der ballaststoffreichen Kost und die Verlangsamung der Aufnahme von den Kohlenhydraten in dem Darm (weniger steiler Blutzuckeranstieg und auch weniger steiler Blutzuckerabfall).
Durch die Umstellung der Ernährung auf die vegane Rohkost (Ernährung von Früchten) enthält unsere Nahrung keine Verunreinigungen mehr. Das Obst und Gemüse bilden dabei keinen Schleim (Schlacke und Abfälle), enthalten fast keine Toxine (abgesehen von den Pestiziden und Herbiziden aus dem konventionellen Obst- und Gemüseanbau - dieser Anteil ist aber so gering, dass der Körper ohne Probleme diese Menge an Schadstoffen beseitigen kann) und lösen keine Übersäuerung des Blutes aus.
Somit kann sich der Körper fast ausschließlich auf seine Reinigung (Ansammlungen an Schlacken und Toxinen aus dem bisherigen Lebensstil) konzentrieren und den Organismus in seinen idealen Zustand bringen. Mit der Zeit hat es noch zusätzlich den Vorteil, dass der Körper weniger bis gar nicht mehr riecht (Schweiß- und Mundgeruch verschwinden nach und nach, je sauberer der Körper von innen wird).
Mit dem Reinigungsprozess geht ebenfalls der Prozess der Gewichtsreduktion einher. Wir verlieren an dieser Stelle vor allem die eingelagerten Schlacke in Form von Schleim (unter anderem für chronischen Erkältungen, Heuschnupfen, etc. verantwortlich) sowie die in den Fettzellen eingeschlossenen Toxine. Gewichtsverluste von 10 kg und mehr sind dabei keine Seltenheit und werden deutlich einfacher erreicht als mit jeder Diät, die mittlerweile existieren mag. Durch die einmalige, schrittweise und langsame Umstellung vermeiden wir den berühmten Jo-Jo-Effekt. Denn hat man einmal den Zustand erreicht, wo der eigene Körper sich befreit, leicht und fit fühlt, dann möchte man auf keinen Fall in das altbekannte Muster zurückfallen und die traditionelle gewohnte Nahrung zu sich nehmen.
Ganzheitlich betrachtet, führen alle diese Punkte zu einem deutlich fitteren Organismus. Man hat einen massiven Zuwachs an Energie, die einem am Tag zur Verfügung steht, man hat mehr Motivation für den Tag, man freut sich immer wieder aufs Neue auf den Morgen und das Aufstehen und ist voller Tatendrang.
Dazu kommen noch solche harten Fakten wie das vollständige Verschwinden von Erkältungen, Heuschnupfen, Atemwegserkrankungen und Entzündungsprozessen quasi über Nacht. Den Punkt können wir direkt aus den eigenen Erfahrungen bestätigen. Thomas hatte sich seit über 10 Jahren mit dem chronischen Heuschnupfen und jährlichen Erkältungen geplagt und konnte sich dank der Ernährungsumstellung auf die vegane Rohkost davon vollständig innerhalb von wenigen Monaten befreien.
Auf die lange Sicht gesehen reduziert die vegane Rohkost das Risiko an den allgegenwärtigen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Alzheimer und Krebs zu erkranken. Dieses wurde auch schon in mehreren Studien untersucht und bestätigt. Eine der bekanntesten Studien ist die Arbeit von T. Colin Campbell und sein gleichnamiges Buch Die “China Study”.
Ausgehend von der Prämisse, dass eine optimale Ernährung in erster Linie den Körper mit all den essentiellen Nährstoffen und Spurenelementen zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen versorgen muss, und wir dem Körper erst beibringen müssen aus der neuen Nahrung alle Nährstoffe beziehen zu können, ist es Anfangs besonders wichtig die Umstellung langsam und in Ruhe anzugehen. Es gilt dabei nichts zu überstürzen und dem eigenen Körper genügend Zeit zu geben sich an die neuen Lebensmittel zu gewöhnen und zu lernen damit umzugehen. Nur so erreicht man eine dauerhafte Umstellung ohne Rückfälle und Frust. Dennoch gibt es keine lange Liste an Regeln und Statuten, die man befolgen muss, um erfolgreich den Umstieg zu meistern. Im Grunde genommen gibt es nur 3 einfache Schritte, die man befolgen muss.
Im ersten Schritt behalten wir alle unsere bisherigen Essensgewohnheiten bei und essen genauso wie bisher. Denn wir müssen nach wie vor sicherstellen, dass unser Körper alle wichtigen Vitamine und Nährstoffe erhält. Wir essen also nach wie vor die gleichen Nahrungsmittel, die wir gewohnt sich, reduzieren dabei allerdings deren Menge. An dieser Stelle integrieren wir Obst und Gemüse in unseren Essensplan. Im Optimalfall entspricht dabei die Menge an Obst und Gemüse der Menge der konventionellen Mahlzeit, so lernt der Körper die neue Nahrung kennen und nimmt sie auch mengenmäßig als Nahrung war. Wenn es dir zu Beginn schwer fällt Obst und Gemüse in so großen Mengen zu essen, fange mit einer Menge an, mit der du dich wohl fühlst und steigere diese mit der Zeit. Das wichtigste Kriterium beim Umstieg ist nämlich der eigene Appetit und der Spaß am Prozess. Man sollte auf keinen Fall sich zu etwas zwingen, sondern die Sachen mit Genuss und Ruhe angehen.
Im zweiten Schritt gestalten wir unseren langsamen Umstieg von der traditionellen, auf tierischen Lebensmitteln basierenden Ernährung zu den pflanzlichen Lebensmitteln. Dafür nutzen wir eine Gruppierung und Abstufung unserer gewohnten Nahrungsmittel, um aus der Fülle des konventionellen Essens für uns das Beste beziehungsweise am wenigstens schädliche auszuwählen. Dabei ist die zugrunde gelegte Logik sehr einfach und bietet eine sehr gute Anleitung für die tägliche Nahrungsauswahl:
Idealtypisch verläuft der Umstieg bei den meisten Menschen so, dass sich zuerst der Anteil an der täglichen Essensration an Fleisch und Eiern reduziert und man zu den Meeresfrüchten übergeht. Danach reduziert sich der Anteil der Meeresfrüchte zugunsten der Milchprodukte. Im letzten Abschnitt werden die Milchprodukte durch die pflanzlichen Lebensmitteln substituiert. Wir haben ebenfalls die gleichen Schritte bei unserem Umstieg durchgemacht und können somit die Effektivität und die Einfachheit des stufenweisen Systems bestätigen. Es hat sich sehr natürlich und zwanglos angefühlt und in unserem Fall ist es sogar ganz von alleine, intuitiv geschehen, ohne dass wir von den Stufen die Kenntnis hatten.
Im letzten Schritt steigern wir die Reinigungsprozesse im eigenen Körper und helfen ihm sich von all dem Ballast zu trennen, was wir in den Jahrzehnten der ungesunden und unnatürlichen Ernährung angesammelt haben. Dieser Schritt ist auch gleichzeitig der wichtigste für die erfolgreiche, dauerhafte Ernährungsumstellung. Denn er erlaubt es dem Körper sich vollständig zu reinigen und die Synthesefunktionen in der Leber und dem Darm durch die Wiederherstellung der natürlichen Darmflora wieder aufzunehmen. Erst nachdem unser Körper sich vollständig gereinigt hat, können wir die tierischen Produkte vollständig aus unserer Ernährung streichen, ohne dabei die Gefahr zu laufen, wichtige Vitamine und essentielle Mineralien nicht zu erhalten.
Damit du eine bessere Vorstellung hast, welchen Tagesplan man als veganer Rohköstler haben kann, wollen wir dir einen beispielhaften Ausschnitt aus unserem Leben präsentieren und zeigen welche Produkte und Lebensmittel wir an einem Tag essen. Selbstverständlich ist es dabei nur ein kleiner Auszug aus der breiten Palette an Möglichkeiten und jeder entwickelt für sich im Laufe der Zeit den eigenen Tagesplan entsprechend seinen Vorlieben und dem eigenen Appetit. Für uns persönlich funktioniert dieser Tagesplan sehr gut und wir weichen relativ selten von diesem ab.
Frühstück ist aus unserer Sicht die wichtigste Mahlzeit des Tages und ein Garant von einem perfekten Start in den Tag, wenn man seinen Körper perfekt darauf vorbereitet und auch für genügend Energie sorgt. Wir starten morgens je nach Lust und Laune entweder mit den Obst- und Gemüsesäften (selbst gepresst) oder einem Smoothie aus Äpfeln, Zitrone und Ingwer. Diese Komponenten reinigen den Körper und entgiften diesen und bereiten ihn optimal auf die Nahrungsaufnahme vor. Da der beste Energielieferant unserer Meinung nach das Obst ist, bereiten wir uns daher jeden Morgen einen Obstsalat zu. Das Obst kann dabei nach dem eigenen Geschmack zusammengestellt und kombiniert werden. Auch die Menge ist dabei vom eigenen Appetit und den Bedürfnissen abhängig. Das Obst kann dabei auch perfekt zu einem Smoothie gemixt werden, falls du eher flüssige Nahrung oder Frühstück To Go morgens bevorzugst.
Für die Liebhaber von eher herzhaftem Start in den Tag haben wir ebenfalls eine Alternative, die wir auch gerne zubereiten (zugegebenermaßen ist es eher selten der Fall, weil wir beide vom Obst so begeistert sind). Dazu schneiden wir uns Tomaten, Gurken, Radieschen, Zwiebeln, Avocado auf und essen es wie kleine Gemüseburger. Man kann es noch zusätzlich mit Hanf- oder Leinsamen bestreuen (für eine Portion an Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren in einem perfekten Verhältnis).
Mittags sind wir dagegen herzhaft unterwegs und haben hier 3 Klassiker aus unserem Lieblingsessen für dich herausgesucht. Den Anfang machen dabei die Suppen. Gazpacho hat es uns dabei besonders angetan. Diese leckere Suppe kann man nach belieben variieren und mit Zutaten, Gewürzen und Geschmäcken spielen und munter ausprobieren. Wir mögen unsere Gazpacho gerne relativ klassisch: Tomaten, Knoblauch, Chili, Wasser und ein klein wenig Himalayasalz. Wer zudem die Suppen eher warm gewohnt ist zu essen, kann diese im Mixer auch auf eine Temperatur von ca. 40°C erwärmen.
Alternativ zu den Suppen und für uns der Hauptfokus unserer Ernährung sind die verschiedenen Salate. Ähnlich zu den Suppen sind hier der eigenen Kreativität und dem Geschmack keine Grenzen gesetzt und man kann sich ausgiebig austoben und sich durch den Regenbogen an Obst und Gemüse durchprobieren. Wir mögen zum Beispiel einen Salat aus Tomaten, Gurken, Radieschen, roten Zwiebeln, Avocado und viel Blattgrün. Als Dressing kann man Zitrone mit Wasser und den Kräutern nach Geschmack verrühren.
Der 3. Klassiker sind dabei die verschiedenen Rohkostgerichte. Einer unserer Lieblinge ist dabei der Blumenkohlcurry (Quelle: Raw Future). An dieser Stelle ein großes Dankeschön an den Marlon von raw future für dieses geniale und wahnsinnig leckere Gericht. Dabei gibt es eine Fülle an Rohkostgerichten im Internet zu finden. Wir versuchen allerdings in unserem Alltag nur solche Gerichte zu verwenden, die relativ schnell (30-40 Minuten) zubereitet werden können. Das heißt wir vermeiden Gerichte bei denen die Zutaten über eine längere Zeit vorbereitet werden müssen und in einem aufwendigen Prozess verarbeitet werden.
Was allerdings nicht heißt, dass diese Gerichte schlecht sind. Wir haben lediglich für uns einen Tagesablauf gesucht, um nicht dauernd in der Küche die Zeit beim Zubereiten und Züchten von den Zutaten zu verbringen, sondern unsere kleine Familie zu genießen. Die Rohkostgerichte kommen bei uns überwiegend zu besonderen Tagen wie Feste oder Geburtstage zum Einsatz, wo man etwas mehr Zeit einplant und ein besonderes und ausgefallenes Menü den Gästen präsentieren möchte.
Abends kommen bei uns vermehrt kleine Dips mit Gemüsesticks zum Einsatz. Unsere Lieblingsdips sind dabei die Guacamole (Avocado, Tomaten, Knoblauch, Chili und Zitrone) oder der süß-scharfe Tomatendip (Tomaten, Chili, Datteln, Sonnenblumenkerne und Knoblauch). Dazu gibt es Sticks aus Kohlrabi, Paprika, Gurke oder auch Brokkoli. Zudem essen wir abends die Sauerkraut (ganz wichtig dabei ist, dass beim Einlegen kein Salz verwendet wird, um die Vermehrung der Bakterien nicht zu behindern).
Dabei ist Sauerkraut ein wirkliches Multifunktionsinstrument und erfüllt gleich 3 essentielle Funktionen. Die eingelegte Sauerkraut enthält viel grober Zellulose und reinigt somit den Darm. Was den optimalen Nährboden für die gesunde Darmflora vorbereitet. Darüber hinaus nehmen wir viele gute Milchsäurebakterien mit der Sauerkraut auf, die sich während der Entstehung gebildet haben, und vergrößern somit unseren Vorrat an für uns lebenswichtiger Mikroflora. Zusätzlich ist die Kraut die perfekte Nahrung für unsere gesunde Darmflora und hilft ihr sich zu vermehren und somit die pathogene Darmflora (für den Menschen schädliche Bakterien, Pilze und Parasiten) aus dem Organismus zu verdrängen.